Trivida – Das teilbare Rollstuhlrad

Nahezu jeder Rollstuhlfahrer kennt das: Beim Umsetzen in oder aus dem Rollstuhl muss man sich entweder über das Rollstuhlrad heben bzw. gehoben werden oder man muss je nachdem komplett aufstehen und sich wieder hinsetzen, wozu man in den meisten Fällen auch Hilfe benötigt. Beides ist mit sehr viel Kraftaufwand für sich selbst oder der Hilfsperson verbunden. Das muss doch in der heutigen Zeit voller genialer Erfindungen auch anders gehen, oder? Ja, und wir wissen auch wie. Nämlich mit Rädern, die man in drei Teile zerlegen kann. Ihr fragt euch bestimmt, wie das funktionieren soll. Wir verraten es euch in diesem Artikel.

©P+L Innovations GmbH

Im September 2021 haben wir durch die Sendung “Die Höhle der Löwen” von einem praktischen Hilfsmittel erfahren, das den täglichen Positionswechsel eines Rollstuhlfahrers erheblich erleichtert. Die Rede ist vom teilbaren Rollstuhlrad der Marke Trivida.

 

Im September 2020 hat die P+L Innovations GmbH aus Bad Krozingen bei Freiburg die Marke Trivida gegründet und das teilbare Rad gibt es seitdem zu kaufen. Die Erfolgsgeschichte hat vor vielen Jahrzehnten in der Werkstatt von Christian Czapek begonnen. Um seinem Bruder, der einige Jahre später selbst auf einen Rollstuhl angewiesen war, mehr Lebensqualität durch Selbständigkeit ermöglichen zu können, hat er so lange daran gearbeitet, bis die ersten beiden Räder für seinen Bruder fertig waren. Schnell zeigte sich, dass er mit der neuen Erfindung im Alltag gut zurecht kam und was dabei viel wichtiger war: Er konnte selbständig sein. Das Familienunternehmen, das heute von Frau Dr. Christine Pflaumbaum und ihrem Vater geführt wird, begann die Idee unter dem Namen Trivida auf den Markt zu bringen und somit auch anderen Rollstuhlfahrern das Leben zu erleichtern.

Das Ziel, Rollstuhlfahrern das Leben zu erleichtern, haben sie definitiv schon erreicht. Denn Botschafterin Kristina Vogel ist einfach nur begeistert. Kristina Vogel ist Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Bahnrennradfahren. Aufgrund eines Trainingsunfalls im Jahr 2018 ist sie querschnittsgelähmt. Sie musste sich nach ihrem Unfall wieder ins Leben kämpfen und hätte sich gewünscht, Trivida damals schon gehabt zu haben. Mit Trivida wurde ihr Leben in vielen Situationen einfacher und vor allem selbstständiger. Seit sie das Produkt kennt, ist sie Markenbotschafterin und bringt ihre Erfahrungen und Ideen ein. Der Abbau von Barrieren im Alltag, aber auch in den Köpfen anderer Menschen liegt ihr am Herzen. Sie kann sich ihr Leben ohne das Trivida-Rad nicht mehr vorstellen.

Um das Trivida-Rad vielen Menschen vorstellen zu können, ging Kristina Vogel mit dem Trivida-Team sogar in eine sehr bekannte Fernsehshow. Im September 2021 war das Rad bei der Höhle der Löwen zu sehen. Das war einerseits eine großartige Möglichkeit, eine herausragende Erfindung vorzustellen und andererseits hatten sie die Gelegenheit, den Menschen das Thema Barrierefreiheit näherzubringen und auf die Schwierigkeiten im Alltag eines Rollstuhlfahrers aufmerksam machen zu können. Das war ein großer Erfolg für alle Beteiligten.

Das war ein kleiner Einblick hinter die Kulissen. Jetzt kommen wir zum Produkt:
Ein Transfer (Begriff für das Umsetzen aus oder in den Rollstuhl) ohne das Trivida-Rad wird in den meisten Fällen so durchgeführt: Der Rollstuhlfahrer fährt meistens im 45 Grad Winkel an das Ziel heran, wo er sich umsetzen möchte. Beim Hineinsetzen in den Rollstuhl wird dabei der Rollstuhl im 45 Grad Winkel beispielsweise neben das Sofa platziert. Danach werden die Fußstützen beiseite geklappt und die Beine standfest positioniert. Hier könnte je nach Rollstuhl schon das erste Hindernis auftauchen, denn manche Fußstützen sind gar nicht beweglich, sodass die Standfestigkeit schwer zu erreichen ist. Dadurch wird der Transfer unter Umständen zusätzlich erschwert und ist somit auch gefährlich. Danach kommt der schwierigste Teil des Umsetzens: Der Rollstuhlfahrer stützt sich mit einer Hand auf die Fläche seines Ziels ab, mit der anderen Hand stützt er sich am Rollstuhl ab und verlagert das Gewicht in Richtung des Ziels. Anschließend stemmt man sich mit aller Kraft seiner Hände über das Rad und rutscht rüber, bis man auf der Höhe des Ziels angekommen ist und setzt sich schließlich wieder hin. Zum Schluss werden die Beine wieder parallel zum Körper positioniert und der Transfer ist abgeschlossen.

Bei Menschen, die das aus körperlichen Gründen nicht können, sieht der Transfer meistens so aus:
Eine Hilfsperson bietet dem Rollstuhlfahrer Halt an Schultern oder Hüften. Danach verlagert sie ihr Gewicht nach hinten und bringt den Rollstuhlfahrer vom Rollstuhl in den Stand. Um den Stand zu unterstützen, helfen die Hilfspersonen meistens an den Knien oder am Becken des Rollstuhlfahrers mit und setzen ihn dann mit einer Drehung auf die Fläche des Ziels. Ist dies geschafft, werden die Beine wieder parallel zum Körper positioniert und der Transfer ist ebenso abgeschlossen.

Beide Vorgehensweisen sind für Rollstuhlfahrer selbst, aber auch für eventuelle Hilfspersonen sehr anstrengend und es besteht die Gefahr von Muskelzerrungen oder sogar Stürzen. Diese Risiken werden durch das Trivida-Rad zwar nicht ausgeschlossen, aber deutlich verringert.

Aber was ist denn jetzt das Besondere an dem Trivida-Rad und wie funktioniert es?
Das Trivida-Rad besteht aus drei Teilen. Damit dies funktioniert, wird die sogenannte Triatec-Technologie angewendet. Diese Technik macht es möglich, dass man ein Segment des Rades entfernen kann und der Rollstuhl trotzdem genauso stabil ist wie ein normales Rad. Die drei Teile können mithilfe eines Hebels einzeln abgenommen und wieder zusammengesteckt werden. Dazu öffnet man einfach einen der drei Hebel, der zu dem Segment gehört, das ihr entfernen möchtet und zieht das Teil des Rades nach oben heraus. Beim Zusammenstecken setzt ihr das Segment an die Stelle zurück, drückt den passenden Hebel wieder zu und fertig. So wird der Transfer erheblich erleichtert und der Rollstuhl kann auch viel besser zum Beispiel im Auto transportiert werden, da man die Räder komplett zerlegen kann. Darüber hinaus können die Trivida-Räder auf nahezu jedem Aktivrollstuhl montiert werden. Um die teilbaren Räder zu montieren, müssen zuerst die alten mitsamt ihrer Achse entfernt werden. Danach steckt man die mitgelieferte Achse von Links nach Rechts durch das Achsaufnahmeloch des Rades. Zum Schluss werden Rad und Steckachse so weit in die Bohrung des Rollstuhles gesteckt, bis ein Widerstand zu spüren ist. Wir empfehlen dringend, nach jeder Abnahme, egal welches Reifens, zu prüfen, ob der Rollstuhl stabil ist. Tut ihr dies nicht, könnt ihr euch schnell verletzen!

Das Trivida-Rad ist in zwei verschiedenen Materialien erhältlich. Diese sind Kunststoff oder Carbon. Das Carbon-Rad ist leichter und lässt sich dadurch noch besser herausnehmen. Bei beiden Rädern werden hochwertige, langlebige Materialien aus Deutschland verwendet.

© P+L Innovations GmbH

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© P+L Innovations GmbH

© P+L Innovations GmbH

Und hier der Vergleich des Transfers mit dem Rad von Trivida:
Der Rollstuhl wird so nah wie möglich und parallel an das Ziel herangefahren. Danach wird der obere Teil der drei Teile des Rades abgenommen. Dazu öffnet man einfach den Hebel und zieht den oben liegenden Teil heraus. Jetzt hat man neben sich keine Hürde mehr und kann seitlich rüberrutschen. Der Transfer in den Rollstuhl funktioniert genauso. Um wieder losfahren zu können, wird der fehlende Teil wieder in das Rad eingefügt und der Hebel geschlossen. Nun ist das Rad wieder ganz.

Dieser vereinfachte Transfer ist logischerweise auch im Alltag in Kliniken oder Pflegeheimen sinnvoll. Auch hier läuft der Transfer von Rollstuhlfahrern ähnlich ab, wie am Anfang beschrieben. Pflegekräfte, die dies mehrmals am Tag mit den unterschiedlichsten Patienten machen, klagen oft über Rücken- oder Muskelschmerzen. Die Folge daraus ist, dass immer weniger Menschen diese Arbeit machen möchten und es in der Pflege zu wenig Personal gibt. Mithilfe des Trivida-Rades kann dieses Problem natürlich nicht komplett behoben werden, aber es kann ein großer Teil zur Verbesserung beitragen. Außerdem brauchen manche Menschen in Kliniken und Heimen gar keine Hilfe mehr beim Transfer. In dieser Zeit kann sich das Personal um andere Dinge kümmern und der Zeitdruck wird verringert. Dies verbessert somit auch das Wohlbefinden anderer Patienten.

Wir hoffen, wir haben euer Interesse geweckt und ihr möchtet jetzt wissen, wo und wie ihr die coolen Räder bekommt, damit ihr sie auch Zuhause benutzen könnt.

Die Trivida-Räder kann man auf zwei verschiedene Arten bekommen. Man kann sich die Räder kaufen und wird dann an einen Händler vermittelt. Dabei beträgt die Lieferzeit je nach Verfügbarkeit ca. acht Werktage. Alternativ könnt ihr Trivida-Räder auch mieten. Diese Möglichkeit eignet sich zum unverbindlichen Test oder wenn ihr wisst, dass ihr nur eine gewisse Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen seid. Dabei beträgt die Mindestlaufzeit ab sechs Monate und ihr könnt monatlich kündigen. Nach zwölf Monaten erhalten eure Räder eine kostenlose Wartung.

Da die Trivida-Räder nicht günstig sind, hier noch ein Tipp: Seit Oktober 2022 haben die Räder eine Hilfsmittelnummer. Diese ist auch im GKV-Hilfsmittelverzeichnis zu finden. Dort sind alle Hilfsmittel aufgelistet, die in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Darüber hinaus hat die P+L Innovations GmbH eine Studie zum Nutzen des Rades im Alltag durchgeführt. Dieser Studiennachweis ermöglicht in der Regel eine einfachere Kostenübernahme. Um die Kostenübernahme zu erreichen, benötigt ihr ein Rezept eures Arztes, geht mit diesem zu eurem Sanitätshaus und beantragt die Räder dann bei eurer Krankenkasse. Wenn die Krankenkasse der Kostenübernahme zugestimmt hat, bekommt ihr die Räder von eurem Sanitätshaus. Solltet ihr auf Probleme bei der Kostenübernahme stoßen, die P+L Innovations GmbH hilft euch gerne.

Wir hoffen, wir konnten euch ausreichend informieren und ihr hattet Spaß beim Lesen. Falls ihr in Zukunft mit einem Trivida-Rad unterwegs seid: Wir wünschen euch viel Freude. Alles weitere erfahrt ihr unter: www.trivida-info.com

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