Einen Rollstuhl ganz einfach in ein Schneemobil verwandeln

”Durch die “Wheelblades” machst du deinen Rollstuhl ganz einfach wintertauglich!” Ob das auch so leicht funktioniert, wie es der Erfinder verspricht und wie sich die beiden Modelle “Wheelblades S” und “Wheelblades XL” geschlagen haben, stellen wir in diesem Testbericht vor.

©Inkluyou

Lange hat man sich gefragt, wie man Rollstühle für den Winter fit machen kann. Der Erfinder, Patrick Mayer aus Tübingen in Süddeutschland, hat für dieses Problem eine Lösung gefunden. Er gründete seine eigene Firma und setzte seine Ideen für Hilfsmittel, die uns in der verschneiten Landschaft die Mobilität zurückgeben sollen, in die Tat um.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Patrick Mayer in die Hilfsmittelbranche eingestiegen ist?

© Patrick Mayer, Wheelblades.ch

Der Erfinder der “Wheelblades” wollte ursprünglich Freestyle Snowboard Profi werden. Auf dem Weg erlitt er jedoch im Milleniumjahr 2000 einen schweren Skiunfall und ist seither querschnittgelähmt. Er nahm daraufhin sein Schicksal zum Anlass um aktiv zu werden, weil ihn das Hilfsmittelangebot nicht überzeugt hat. Als Rollstuhlfahrer wollte er der Natur, aber vor allem den Bergen im Winter weiterhin nicht fern sein. Schnell war für ihn klar, es muss eine Möglichkeit her, um auch mit den kleinen Vorderrädern eines Rollstuhls im Schnee gut über schlecht geräumte Wanderwege,Bürgersteige etc. zu kommen. Als wir von dieser Geschichte erfahren haben, war sofort klar, dass wir uns mit Patrick Mayer in Verbindung setzen müssen, um die “Wheelblades” für Euch testen zu können.

© Patrick Mayer, Wheelblades.ch

Was sind die “Wheelblades” eigentlich?
“Wheelblades” sind Mini-Ski, welche man an den kleinen Vorderreifen seines Rollstuhls befestigt. Man hat dadurch  dann kleine Kufen, die den Rollstuhl ein wenig anheben, und somit das Gewicht auf die Hinterreifen verlagern. Durch diese Veränderung der Druckverteilung kann man ganz bequem und ohne Probleme über Schnee gleiten. Es gibt es zwei Arten von “Wheelblades”, die “Wheelblades S” und die
Wheelblades XL”. Dank der freundlichen Unterstützung der Wheelblades GMBH durften wir Anfang 2017 die zwei Produkte ausgiebig testen.


 Testbericht

Der erste Eindruck
Gleich beim Auspacken der “Wheelblades ” fällt das an einen “normalen” Ski angelehnte Design, sowie ein sehr leichtes Gewicht von 467 Gramm pro Ski (Wheelblade XL 594 Gramm) auf. Sehr positiv fällt ebenfalls der Lieferumfang aus. Im Paket befindet sich neben dem Paar “Wheelblades” auch noch eine sehr gut formulierte Bedienungsanleitung, die viele Bilder zur Verdeutlichung enthält. Der zur Erstmontage notwendige Torx-Stiftschlüssel in der Größe T25 liegt zusätzlich bei.


Verarbeitung
Beide Modelle der “Wheelblades” sind trotz der Verwendung von Kunststoff, genauer gesagt Polyoxymethylen (POM) sehr robust und hochwertig verarbeitet. POM ist ein technischer Kunststoff, der wegen seiner hohen Steifigkeit sowie thermischen Stabilität besonders für Präzisionsteile eingesetzt wird. Beim Modell S wird zusätzlich noch Aluminium und Chromstahl für den Klemmmechanismus verwendet. Beim Modell XL hingegen wird für diesen Mechanismus POM glasfaserverstärkt verwendet, welches sich in unserem Test aber als genauso robust herausstellte.
An der Unterseite des Modell S finden sich an den beiden äußeren Kanten Rillen. Bei dem XL Modell wurden aufgrund der größeren Unterseite noch weitere Rillen zwischen den zwei äußeren tiefen Rillen angebracht. Diese stellen sicher, dass die Ski die Spur halten.

Erstmontage
Vor der ersten Fahrt mit den “Wheelblades” muss man, wie bei einem normalen Ski eine Art Bindung passend auf die vorhandene Radgröße (Breite & Durchmesser) einstellen. Diese Anpassung erfolgt ganz einfach mittels zweier Schrauben, die sich an der Oberseite der Blades befinden. Ein passender Schraubendreher liegt, wie bereits erwähnt, der Verpackung bei. Der Klemmbereich der Bindung lässt sich somit ganz einfach bei den kleineren Wheelblades S für Radbreiten von 20 – 60 mm und Raddurchmesser von 80 – 200 mm einstellen. Bei den Wheelblades XL darf der Raddurchmesser zwischen 150 – 300 mm und die Radbreite zwischen 20-70 mm variieren.


Bedienung
Die Bedienung der “Wheelblades S” an einem manuellen Rollstuhl, wie z.B in unserem Fall einem Proaktiv Rollstuhl, funktioniert recht einfach. Nach einmaligem Einstellen der “Wheelblades” auf Radbreite und Raddurchmesser lassen sich die “Wheelblades” in 4 Schritten an den Vorderrädern eines Rollstuhls befestigen. Die “Wheelblades” auf den Boden legen, den Rollstuhl leicht ankippen, die Vorderräder jeweils in den Bindungschacht stellen und zum Schluss den seitlich angebrachten Klemmverschluss schließen. Los geht’s! Die Vorderseite der Blades wurde geschickt mit dem Logo der Firma gekennzeichnet.


© Patrick Mayer, Wheelblades.ch

Kann man das Alles auch alleine als Rollstuhlfahrer?
In unserem Test hat dies im Prinzip gut funktioniert, leider ist der Klemmverschluss-Bügel nicht sehr hoch, sodass man sich sehr weit im Rollstuhl nach vorne bücken muss, um die Ski selbst anbringen zu können.

Unterschiede der beiden Wheelbladevarianten
Der Unterschied zwischen den “Wheelblades S” und den “Wheelblades XL” liegt ganz klar in der Klemmbreite. Die “Wheelblades S” sind für herkömmliche Rollstühle entwickelt worden und die “Wheelblades XL” dagegen für Kinderwagen, da es mit ihnen ja auch nicht leicht ist, durch den Schnee zu kommen.
Da wir uns aber weniger auf Kinderwagen, sondern mehr auf Rollstühle spezialisiert haben, fanden wir heraus, dass die “Wheelblades XL”, aufgrund ihrer größeren Klemmbreite, auch hervorragend für E-Rollstühle geeignet sind.
Wir konnten die “Wheelblades S” an zwei manuellen Rollstühlen (Pro Aktiv Lift & Sorg Aktiv Trend Sport) sowie die “Wheelblades XL” an einem Alber Adventure A10 12 km/h Outdoor E-Rollstuhl testen.

Fahrtest Modell S
Die Mini Ski lösen das Problem der meisten Rollstühle im Winter! Die kleinen Vorderräder, die sonst immer im Schnee stecken bleiben, gleiten nun problemlos über den Schnee.
Wir waren positiv überrascht und fanden nach kurzer Eingewöhnungsphase heraus, dass das Ganze auch in tieferem Schnee, und auf wirklich schlecht geräumten Straßen, gut funktioniert.
Bei manuellen Rollstühlen ist uns aufgefallen, dass man besser mit den Wheelblades fahren kann, wenn man von einer anderen Person geschoben wird, da die Antriebsreifen recht schnell den Grip verlieren.
Wenn man alleine fahren möchte empfehlen wir, sich Winterreifen zu besorgen, da diese besser im Schnee greifen und nicht durchdrehen.
Wir haben deshalb ebenfalls noch einen E-Motion Rollstuhl im Zusammenspiel mit den Ski getestet und unser Eindruck war ebenfalls sehr positiv.



Fahrtest mit dem Modell XL
Jetzt kommen wir zu den “Wheelblades XL”. Ursprünglich wurden diese für Kinderwagen konzipiert. Aufgrund der größeren Klemmbreite dachten wir uns jedoch, die Blades könnten ja auch gut auf einem Outdoor-E-Rollstuhl, wie dem Alber Adventure A10 funktionieren.
Kurzerhand haben wir Sie auf die Vorderräder draufgeklickt und ebenfalls einem ausgiebigen Fahrtest unterzogen. Wie erwartet haben die Wheelblades XL richtig gut mit einem E-Rolli funktioniert. Selbst die hohe Geschwindigkeit von 6-12 km/h konnte den Kufen nichts anhaben.
Lediglich einmal rutschte die Kufe im tieferen Schnee vom Reifen, da wir die Klemme nicht fest genug geschlossen hatten. Bei den weiteren Fahrten ist uns dies jedoch nicht mehr passiert.

Technische Daten & Preise

 

Modell

Wheelblades S

© Patrick Mayer, Wheelblades.ch

Wheelblades XL

© Patrick Mayer, Wheelblades.ch

Anwendungsbereich

manuelle Rollstühle,
E-Motion,
E-Fix Rollstühle

Kinderwagen, Rehabuggies, Rollatoren, Rollstühle mit breiteren Vorderrädern (evtl. Outdoor E-Rollstühle)

Klemmbereich für Radbreiten

20 – 60 mm 20–70 mm

Klemmbereich für Raddurchmesser

80 – 200 mm

150–300 mm

Gewicht pro einzelnem Wheelblade

ca. 0,5 Kg

ca. 0,65 Kg

Informationen zu den Preisen UVP: 209 CHF ca. 195 EUR
(exkl. MwSt.)

UVP: 158 CHF ca. 147 EUR (exkl. MwSt.)

©Wheelblades.ch / Inkluyou.de
Stand: 17.01.2017

 

Das Fazit

Wir können die “Wheelblades S” und “Wheelblades XL” mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Sie sind in unseren Augen ein Gadget, welches das Rollstuhlfahren im Winter deutlich besser möglich macht, zudem sind sie nahezu an allen Rollstühlen, Kinderwagen etc. montierbar. Die unverbindliche Preisempfehlung von 195 € für die “Wheelblades S” beziehungsweise 147 € für die ”Wheelblades XL” erscheint uns etwas zu hoch. Wir konnten das XL Modell der Blades jedoch in einigen Onlineshops zu einem deutlich günstigeren Preis finden.

Was uns gut gefällt: Was uns nicht so gut gefällt:
👍Design & Verarbeitung 👎Klemmbügel zu kurz.
👍Schnelle & unkomplizierte Montage 👎”Wheelblades S” könnten an der Vorderseite mehr gebogen sein, um mehr Schnee zu verdrängen
👍Einfache Handhabung
👍Kompatibilität zu allen gängigen Rollstühlen, Kinderwagen etc. 👉 ”Wheelblades XL” könnten eine noch breitere Klemme haben
👍Fahren auf Schnee, sogar relativ tiefem Schnee problemlos möglich
👍Sehr handlich und leicht zu transportieren


Impressionen

 

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Eine Antwort auf “Einen Rollstuhl ganz einfach in ein Schneemobil verwandeln”
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